Arbeiten an der Strickmaschine

Als ich das erste mal eine Strickmaschine gesehen habe, die unerwartet als Leihgabe in unserer Diele lag, war meine Rekation: ich nicht! zu kompliziert.

Jahre später habe ich dann Lust gehabt es mal auszuprobieren und nach einer Probezeit mit notwendiger Reparatur wurde es dann meine. Eine zweite kam später dazu und von der berichte ich hier. - die Maschinen stammen aus den 70ger-90ger Jahren des letzten Jahrhunderts, da kann an Feinmechanik und Elektronik schon mal was passieren. Bisher ließ sich allerdings alles reparieren!

Vorbereitungen

bis ich stricken kann muss ich vieles sorgfältig vorbereiten:

ich brauche eine Maschenprobe für genau dieses Garn. Das gestrick wird durch Gewichte und den Abstand der Nadeln in die Länge und Breite gezogen - ich muss also vorher genau ausrechenen, wielviel Maschen und Reihen ich benötige, wann der Ärmel wie abgenommen wird, wo der Hals beginnt!

nach der Maschenprobe - die unbedingt gewaschen sein muss! rechnet mir der Strickrechner von Sabine Lamers, der inzwischen bei maschinenstricker.de zu bekommen ist, genau aus, was ich in welcher Reihe zu stricken habe.

 

ein Muster programmieren

in meiner Maschine, einer KH 940 von Brother (aus 1994) gibt es einen kleinen Computer für die Muster. Die dort gespeicherten sind aus dieser Zeit, und weil die nicht so meine Favoriten sind, programmiere ich eigene ein! Das geht über diese Tastatur.

Muster auf Karopapier abmalen, Größe eingeben (heute: 24 Maschen mal 17 Reihen) und Masche für Masche eintippen. Die Maschine kopiert dann nach links und rechts und nach oben das Muster fortlaufend.

vorbereiten des Garns

das Garn muss paraffiniert werden - über einen Paraffinklotz gewickelt, damit es nicht so flust. Das verbessert das Strickergebnis deutlich und schont die Maschine! Gewickelt muss sie sein, damit sie schnell und knotenfrei abwickelt.
Ich benutze einen Wickler von Jürgen Schönwolff wollwolff.de - aber da gibt es der Möglichkeiten viele.

Garn

so sieht es dann aus, wenn das Garn gewickelt ist, und jetzt kann es eigentlich auch losgehen.

Schlitten in Position

hier die Schlitten für die jeweiligen Betten und die verbindende Garnführung - so können Nadeln im oberen und im unteren Bett gestrickt werden. Auf dem Schlitten kann man verschiedene Einstellungen vornehmen. Hier ist wichtig, dass die Maschenweite zum Garn passt und oben und unten gleich ist. rechts-links wird immer etwas fester gestrickt als glatt rechts.

Nadeln in Position bringen

Die Betten sind in Position, die Nadeln werden eingestellt: für die rechten Maschen zwei im oberen Bett, für die linken zwei im unteren Bett. Mit der Musterschiene, die es in verschiedenen Varianten gibt, geht das schnell.

Reihe stricken

mit den Schlitten auf die andere Seite fahren - eine Reihe ist gestrickt!

zu achten ist darauf, dass wirklich alle Nadeln sauber gestrickt haben, gerade beim Bündchen vergessen sie gerne mal durchzuschlupfen.

Maschen aufnehmen

Hier nehme ich die Maschen mit einem "Netz" auf- für rechts links am Doppelbett. Dafür sind insgesamt mehrere Reihen mit jeweils wechselnden Einstellungen am Schlitten nötig, das Hauptbett und das untere Bett werden seitlich versetzt. Das zurückstellen darf man nicht vergessen.

Alternativ kann man auch von Hand einen Wickelanschlag machen.

Ist die erste Reihe abgestrickt, wird eine Schiene eingehängt, die alle Maschen nach unten ziehen kann, an dieser dann Gewichte befestigt.

der Reihenzähler

der Reihenzähler zählt die Reihen, sehr praktisch, denn man muss auf vieles achten, so dass mitzählen nicht klappt. In der Regel.

umhängen

ist die Reihenzahl für das Bündchen erreicht, werden alle Maschen auf das Hauptbett gehängt. Das ist Handarbeit! Ich habe auch ein Gerät dafür, aber mit dem recht dicken Pommerngarn hat es so seine Schwierigkeiten. Ich vermute, dass es mit einer sechsfach Merinosockenwolle wohl zurecht käme - die ist glatter und strapazierfähiger.

Bündchen fertig

hier das fertige Bündchen, das vordere Bett ist abgehängt und man sieht die Schiene, die alle Maschen hält und an der die Gewichte hängen. Ohne die Gewichte werden die Machen nicht sauber von den Nadeln gezogen und es gibt geknubbel.

Muster stricken

die Bündchen Maschen werden einmal abgestrickt. Dafür wird das unter Bett nach unten abgehängt, der Schlitten wird umgebaut und die Maschenweite wird angepasst auf glatt rechte Maschen, die lockerer werden.

Danach schalte ich für die Musterung den Computer ein, wähle das gewünschte Muster vor, sage dem Schlitten dass er mustern soll und in der nächsten Reihe werden die Nadeln für die erste Musterreihe eingestellt. Jetzt muss der zweite Faden eingefädelt werden und dem Schlitten mitgeteilt werden, dass er mit zwei Fäden stricken soll. (sonst kann es passieren, dass die Mustermaschen fallen)

Die vorstehenden Nadeln werden dann mit der Musterfarbe gestrickt, die hinteren mit der Hauptfarbe.

Mitdenken ist also unbedingt erforderlich!

das Muster

ausgesucht hatte ich mir die Muster von Mati Ventrillon aus ihrem Buch "knitting from fair isle"

So wird es also werden!

Dabei muss ich nach jedem Chart den neuen Chart eingeben, sonst wird der letzte einfach wiederholt. Es empfiehlt sich immer zwei Reihen zwischen den Mustern zu lassen, sonst ist der Musterfaden auf der falschen Seite der Maschine und man hat viel zu vernähen.

Die Charts habe ich einzeln in die Maschine eingegeben. so kann ich sie auch mal anders kombinieren, z.B. für Stulpen. Denkbar ist auch, den kompletten Pullover mit 200 Reihen als einen Chart einzugeben. Aber das erfordert wirklich viel Konzentration! Ab zick-zack habe ich dann aber für den zweiten Pulli mit diesem Muster wirklich alles eingegeben - die Anschlüsse an das nächste kleine Muster, oft nach x,5 Mustersätzen, erforderten zu viel Nachdenken.

Bei Stricken sieht man übrigens nur die linke Seite, was die Spannung ein klein wenig erhöht!

Abketteln

Im Musterstricken - mit dem richtigen Wechsel der Charts - muss ich immer mal auf den Reihenzähler schielen, denn ich darf die Abnahmen für die Ärmel nicht verpassen! Die sind der Strickplanung vom Strickrechener zu entnehmen, ebenso ist es dann mit Halsausschnitt und Schulterabschluss. Für Abnahmen (oder auch Zunahmen) werden die Nadeln von Hand in Position gebracht und die Maschen von Hand umgehängt, oder wie hier am Ende von Hand abgekettelt.

Fertig, jedenfalls ein Teil

das ist der fertige Rücken vom Crew Neck Jumper von Mati Ventrillon in einer Ausführung aus Pommernlamm- und Pommernschafwolle. Die anderen Stücke werden dann ebenso gestrickt.

Wenn alles vorbereitet ist, strickt sich so ein Teil in einer Stunde. Einer hochkonzentrierten Stunde! Stricken mit Nadeln auf dem Sofa ist entspannender.

Die erste Schulter wird geschlossen, und dann wird der Halsausschnitt auf die Nadeln gehängt und auf der Maschine rechts-links gestrickt. Enger wird der Kragen übrigens dadurch, dass man die Maschenweite nach oben hin reduziert. Das ist ziemlich cool! - soweit bin ich noch nicht, das wird ergänzt!

Danach muss dann zusammengenäht werden und die Fäden vernäht - dann hat man es geschafft!

Defekt

das ist das innere des Computerteils. Nach dem ich den Rücken des dritten Pullovers mit diesem Muster fertig hatte, hat der Computer beim Einschalten einen fiesen Dauerton von sich gegeben. Ich habe auf Raten der Strickmaschinen Gemeinschaft die Feinsicherungen ausgetauscht - jetzt sagt er gar nichts mehr. Nun sind meine Fähigkeiten am Ende und ich muss einen Fachmann um Rat bitten.

Das ist dann der Nachteil an einer 30 Jahre alten Rechnereinheit.

Den Kragen vom zweiten Pullover kann ich aber vorher noch fertigen, dafür benötige ich die Musterung nicht.

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